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Mit der Familie durch China (2009)
Shanghai – Xian

Die Aufregung ist gross, als wir vom Hotel auschecken und auf den Transferfahrer warten, der uns sowohl die Zugtickets bringen wie uns zum Bahnhof fahren soll. Noch viel grösser wird sie, als der Fahrer bereits 15 Minuten Verspätung hat, dann 30 Minuten, dann wird mir klar, dass keiner mehr kommen wird und wir bereits zu Beginn der Reise gestrandet sind, was ich mir nicht vorstellen kann, weil ich in der ganzen Zeit noch nie erlebt habe, dass ein Transfer nicht geklappt hätte. Nach vielen Telefonen finden wir endlich die Nummer unseres deutschsprachigen Führers heraus und schnell ist das Missverständnis aufgeklärt – es hatte irgendein Verständigungsproblem gegeben und er meinte, er käme um 18:45 Uhr, wir warteten aber schon um 17:45 Uhr!!! Gottseidank, bald stiegen wir in den Minibus, hielten die Zugtickets nach Xian in den Händen und fuhren zum Bahnhof.

Wieder ein Beispiel genial durchdachten Transportwesens: mit dem Minibus fährt man direkt unter den Bahnhof, wo sich eine riesige Park & Ride Halle befindet und man unbehelligt aussteigen kann. Mit der Rolltreppe geht es dann hinauf und nur mit Ticket und nach Gepäckdurchleuchtung kommt man schlussendlich in die Wartehalle, wobei auch diese nach gebuchter Zugklasse aufgeteilt sind. Es gibt sogenannte Hardsleeper, das ist die 2. Klasse mit 6 Betten in einem Abteil, wobei die Abteile keine Türen haben, und den Softsleeper, das ist die 1. Klasse, die über 4 breitere Betten in einem Abteil mit Türen verfügt. Es ist alles bestens angeschrieben, grosse digitale Leuchttafeln sagen sowohl in chinesisch wie in Englisch, wann und wo der „Check-Inn“ für den Zug beginnt. Und sollte das mit den Tafeln noch nicht helfen, stehen genügend Leute bereit, die auf jeden Fall dazu schauen, dass man am richtigen Ort einsteigt, also überhaupt kein Problem sich hier zurechtzufinden.

Abends um 20:05 verlassen wir mit dem Zug Nr. Z92 Shanghai um nach Xian zu fahren. Das Einsteigen in den Zug ist schon genial: über eine Rampe können wir sowohl Koffer wie Kinderwagen bequem hineinschieben und der Gang ist (im Gegensatz zu denen in Europa!!!) genügend breit, so dass wir bis ins Abteil alles fahren können. Das Abteil ist ebenfalls sehr geräumig und sogar mit je einem TV pro Bett ausgestattet, auf dem verschiedene Kanäle verfügbar sind. Klimaanlage und heisses Wasser sind weitere Bequemlichkeiten, die wir gerne in Anspruch nehmen. Sanft rollt der Zug dahin, und bald schon fallen wir alle in doch recht guten Schlaf.

 

Am nächsten Morgen kommen wir in Xian an und werden gleich von Scharen von sich anpreisenden Guides, Taxifahrern, Stadtplanverkäufern und sonst noch allem möglichen belagert. Was mir sofort ins Auge sticht, sind die vielen Essensstände und Restaurants, die sich eines an den anderen reihen, ganz anders als in Shanghai, wo wir in unserem Viertel das wirklich anmächelige Essen eher suchen mussten. Hier könnte man da eine Teigtasche probieren, dort ein paar Nudeln, oder die kleinen Kebabspiesse, oder aber auch Pommes Frites oder Hamburger von Kentucky Fried Chicken oder Mc Donalds. Zielstrebig laufen wir gemäss Plan der Jugendherberge, doch nach etwa 15 Minuten erscheinen uns die 500 m doch etwas weit und wir bleiben relativ ratlos an einer Kreuzung stehen. Es geht nicht lange, und da kommt zuerst einer, später noch etwa 15 andere Chinesen um uns zu helfen. Jeder wirft einen Blick auf die Karte und lautstark diskutieren sie, was jetzt wohl das beste wäre. Einer telefoniert mit dem Handy herum, und irgendwann sind sich alle einige, dass wir noch weiter geradeaus und dann rechts abbiegen müssen. Und das – wohlverstanden – alles auf chinesisch!! Tatsächlich erreichen wir nach weiteren ca. 10 Minuten die sehnsüchtig erwartete Jugendherberge und bekommen gleich das beste Zimmer – besser gesagt ein ganzes Häuschen eines sogenannten Courtyard, das sind alte einstöckige Steingebäude mit blumenbewachsenem Innenhof in dem es Goldfische in grossen Töpfen hat, sehr zur Freude der Kinder. Eben, wir haben so ein kleines Häuschen, in der Mitte ist das Badezimmer und links und rechts ein Schlafzimmer, auch das gefällt den Kindern sehr! Was weniger gut ist, ist der an sich liebe Hund des Hauses, der wohl noch nie Kinder gesehen hat, und gleich auf Anja losgeht und sie heftig packt. Zum Glück ist sie ganz dick angezogen und er erwischt nur die Jacke, denn Tollwut ist eines der grössten Probleme in China und etwas vom schlimmsten was uns passieren könnte.

Wir haben nur gut einen halben Tag Aufenthalt in Xian, so denke ich mir, machen wir mit dem Taxi ein paar Ausflüge. Als erstes fahren wir zur grossen Wildganspagode, einem eindrücklichen Turm, der ursprünglich als Tempel gebaut wurde. Just als wir aus dem Taxi aussteigen, beginnt es wieder in Strömen zu regnen, wie es zuvor schon auf der Zugfahrt gemacht hatte. Zum Glück hört es aber bald wieder auf und wir können durch die grosszügige und schöne Anlage schlendern.

Der Clou kommt danach, als wir versuchen, mit dem Taxi von hier wegzufahren. Die Wildganspagode liegt doch eine schönes Stück ausserhalb des Stadtzentrums, und gemäss Plan von der Jugi fragen wir zig-Taxifahrer, ob sie uns zur Westmoschee bringen könnten. Jeder verneint vehement und ich denke, dass sie irgendein Problem mit dieser Moschee haben. Dann fragen wir für eine Fahrt ins Zentrum zum Trommelturm, doch die Antwort bleibt ebenfalls negativ. Dumm stehen wir da, schon kommen zwei Chinesen und eine Chinesin und erkennen sofort unser Problem. Keine Sorge, ist ihre Devise, wir helfen Euch schon! Sie winken zig-Taxis herbei, keiner nimmt uns mit, jeder zeigt irgendwo anders hin. Wir laufen herum, versuchen es woanders, keine Chance, nichts zu machen. Die Taxis die leer bei der Pagode stehen, sind schon vorbestellt, andere haben anscheinend Feierabend oder einfach keine Lust uns mitzunehmen, ich weiss es bis jetzt nicht. Ein Chinese stosst Anja im Kinderwagen ganz stolz herum, die anderen schauen und studieren, was sie noch versuchen könnten. Schlussendlich gelangen wir an eine Bushaltestelle und sie fragen uns, was wir davon halten, mit dem Bus zu fahren? Uns ist das egal, Hauptsache wir kommen irgendwie wieder zurück in die Stadt. OK, statt sich zu verabschieden und uns dem Schicksal zu überlassen, fahren die drei kurzerhand mit und zahlen uns noch die Fahrt, was wir vehement versuchen zu verhindern, bzw. zurückzuzahlen. Einer trägt sogar den Kinderwagen, und so kommen wir in den Genuss einer kostenlosen Busfahrt die erst noch recht lustig ist, weil die Leute natürlich alle unsere Kinder bewundern. Tatsächlich fährt der Bus bis zum Trommelturm und als wir direkt davor stehen, verabschieden sich unsere netten Helfer, nachdem sie sich versichert hatten, dass wir es von jetzt an wirklich alleine schaffen werden, uns zurechtzufinden! Und stellt Euch mal vor, was jetzt kommt: ein Wegweiser „Moslemviertel, Grosse Moschee“!!! Genau das hatten wir eigentlich gesucht, aber auf dem Plan der Jugi sahen wir nur „Westmoschee“, was natürlich komplett falsch gewesen wäre! Wie gut, dass uns kein Taxi dorthin mitgenommen hat!!! So ist die Moral von der Geschicht, alles was passiert hat seinen Sinn und nimm‘s wie’s kommt, es wird schon richtig sein!!!

Das muslimische Viertel versetzt mich natürlich sofort in mein Element, und im grossen Bazar, der die Moschee umgibt, fühle ich mich sofort wohl und zurückversetzt in die Zeit, als wir regelmässig Nordafrika und den Orient bereisten. Die Grosse Moschee ist wirklich wunderbar zum Besichtigen, alles alte Tore und Schnitzereien, eine Mischung aus Orient und Buddhismus, aus Tempel und Moschee. Wir schlendern durch die Gassen und überall wird gekocht und frisches Fladenbrot gebacken, man kann getrocknete Früchte kaufen und jede Menge Souvenirs. Vor lauter Schlendern weiss ich am Schluss natürlich wieder mal nicht mehr, wo wir sind und es gibt immer noch kein Taxi das uns mitnimmt. Langsam doch ziemlich erschöpft finden wir endlich eine der vier Hauptstrassen Xian’s und schlussendlich halten wir ein Taxi an, das uns erst auch nicht mitnimmt, wir ihm aber schlussendlich keine Wahl lassen und am Schluss dafür noch ein schönes Trinkgeld geben. Wir sind froh, als wir unsere Jugi wieder erreichen und im gemütlichen Restaurant zig verschiedene Mahlzeiten bestellen weil‘s so fein ist und von allem probieren können.

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