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Wiedersehen mit dem Baikalsee (2011)
Die Stadt am Jenissej

Krasnojarsk ist sehr lang gezogen und nicht sonderlich schön, im Gegensatz zu anderen russischen Städten die wir besuchten. Sie ist die Hauptstadt der zweitgrössten Region Russlands, und wichtiges Handels- und Versorgungszentrum der ganzen Region. Über den Jenissei, den wasserreichsten Fluss der Erde, werden die Ortschaften bis hinauf ans Polarmeer mit Gütern beliefert. Menschen aus diesen Regionen kommen mit den Passagierschiffen hierher um sich zu versorgen. Ganze Autotüren, Möbel, Motoren und was man sich sonst noch vorstellen kann, werden auf dem Wasserweg befördert, der im Sommer die einzige Verkehrsverbindung darstellt.

 

Krasnojarsk ist vor allem aber Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung. Allen voran in den Stolby Nationalpark, der berühmt ist für seine wunderbare Landschaft aus Felsen und Wald, aber auch für einen Ausflug zum riesigen Staudamm von Divnogorsk, der sogar auf dem 10-Rubel Schein abgebildet ist.

Als erstes fuhren wir zur Kapelle von Paraskewa Pjatniza. Sie thront auf einem Hügel oberhalb Krasnojarsks und ist in ganz Russland bekannt. Ursprünglich befand sich da ein heidnischer Schrein, später ein Wachturm der Krasnojarsker Festung. Von diesem Wachturm aus konnte die ganze Stadt überblickt werden. 1804 wurde an seiner Stelle eine Kapelle errichtet. Viele Hochzeitspaare nutzen die Panorama-Kulisse für Hochzeitsfotos, und so kommt eine Hochzeitsgesellschaft um die andere, um sich hier ablichten zu lassen.

 

Den nächsten Halt machten wir bei einem Militärdenkmal für die Gefallenen des 2. Weltkrieges. Dort sind mehrere Panzer ausgestellt, sowie Fotos und Dokumente über Personen aus Krasnojarsk. Im Mittelpunkt ist ein Gemälde einer Mutter von sieben Söhnen, die alle ihre Söhne wie auch ihren Mann im Krieg verloren hat. Ein grauslicher Ort.

 

Etwas schöner ist ein Museum in einem alten Raddampfer, das gerade eine Ausstellung über die Transsibirische Eisenbahn zeigt. Auf diesem Raddampfer ist sowohl der letzte Thronfolger des Zaren wie auch Lenin gereist, und man kann die Kabinen sehen in denen sie geschlafen haben.

 

Anatoly hatte sich Sorgen gemacht für die Fahrt zur Datscha, weil sie ja nichts vorbereitet hatten. Wir als spontane Menschen sahen da kein Problem, doch als ich dann mit ihm in einem Supermarkt stand da wurde mir schlagartig klar dass russische Männer von Haushalt schlicht und ergreifend gar keine Ahnung haben! Ich hatte gedacht, Anatoly könnte mir mit dem Einkaufen helfen, doch er war wahrscheinlich noch nie alleine in einem Laden, und als das Handy keinen Empfang hatte um seine Frau zu fragen, so mussten wir in einen anderen Laden gehen!!! Die ganze Aktion dauerte ewig, und ich fragte mich selber schon, ob es eine gute Idee gewesen war, das auch noch an diesem Tag durchzuziehen.

 

Endlich hatten wir alles eingekauft und es konnte losgehen. Eine Strecke von 40 Kilometer Autofahrt lag vor uns. Das waren die schlimmsten 40 Kilometer meines Lebens! Als erstes stand eine Horde Hunde auf der Autobahn. Alle Autos wichen aus und hielten, so dass keinem Hund etwas passierte. Ein paar Meter weiter sahen wir den ersten Unfall, dann den zweiten, dritten…. Anatoly sagte, sowas habe er selbst noch nie erlebt. Es war Samstagabend, und die Leute völlig verrückt. Auf der Piste zur Datscha hatte einer seinen Lada so ungeschickt manövriert dass mehrere Männer diesen wieder rausziehen mussten. Das Schlimmste aber kam bei der Rückfahrt: bei der Ausfahrt von der Datscha war ein Motorradfahrer mit einem Auto zusammengestossen und lag tot auf der Strasse! Ein riesiger Menschenauflauf, das Auto auf dem Dach, wir konnten nur noch den Kindern und uns die Augen zuhalten, es war schrecklich und ich betete dass wir heil wieder heimkämen…


Dazwischen jedoch hatten wir eine super Zeit in der Datscha. Datscha’s sind russische Garten- und Ferienhäuschen, die zu einer Kommune zusammengeschlossen sind, ähnlich wie bei uns die Schrebergärten. Andi und Anatoly feuerten den Schaschlikgrill an, Anja und ich wuschen Tomaten – auf Anatolys Anweisung mit Seife!!! Das mache man hier so, um sicher zu sein dass nichts Ungeniessbares mehr an der Schale haftet. Wir grillten feines Poulet Schaschlik, Bratwürste und Zucchini am Spiess. Wir hatten jede Menge Spass und suchten zusammen noch Pilze im Garten, bevor wir uns spät abends wieder auf den Heimweg machten.